Screen2.0

 
 
 

archive // 2005.02.11 09:16:12 [her]

Musik-Tools #05: "Melodyne" bietet völlig neue Audio-Bearbeitungsfeatures

Stellen Sie sich vor, Sie könnten bei beliebigen Samples nachträglich die Noten editieren, wie Sie es von Midi-Sequencern gewohnt sind. Zumindest für monophone Audio-Tracks geht das mit einem revolutionären Windows- und Mac-Tool namens "Melodyne" von dem Münchner Audiosoftwarehersteller Celemony.

Dank ausgefeilter Analyse-Verfahren und einer neuen Technologie namens "Local Sound Synthesis", welche die Korrekturen live in das tatsächliche Audio-Material einrechnet, sind jetzt Wunder möglich wie korrekt singende Nachwuchs-Hupfdohlen aus der hundertsten Staffel von "ABC sucht den Superstar", auch monophone Samples wie etwa Bass Lines können jetzt komplett angepaßt werden, als seien es Midi-Noten – und das, ohne das Timbre und den Charakter der Tonquelle entscheidend zu verändern.

Zu jedem verwendeten Audio-Track wird nach der Erkennung eine separate Datei mit der Endung ".mdd" (Melodyne Description Data) generiert, welche die Ergebnisse der Analysen enthält. Das Melodyne-Projekt selbst enthält neben Referenzen auf diese beiden Dateien auch die ausgeführten Korrekturen und Veränderungen.

In unserem Test haben wir uns die Vocals aus einem GarageBand-Track vorgenommen, in "Melodyne" importiert, die Notenerkennung durchgeführt und anschließend die Einzeltracks leicht korrigiert. Die Bearbeitung selbst ist sehr einfach, hin und wieder ist es erforderlich, die (semiautomatische) Notenerkennung zu korrigieren und ggf. einzelne als zusammen erkannte Noten mit dem Trenn-Tool auseinanderzuschneiden.

In einem ersten Durchgang haben wir die Notenhöhen korrigiert und anschließend die Kurven etwas angepaßt. Anschließend haben wir das Ergebnis wieder als Audio-Files gerendert und neu in GarageBand importiert. Der Export des gesungenen Materials als Midi-File war dagegen wenig zufriedenstellend und erforderte massive Nachbearbeitung.

Ein 170-seitiges Manual führt in die Konzepte ein, erklärt die Integration mit anderen Programmen (ReWire, MIDI-Sync, VST, CoreAudio, ...), erklärt die Bearbeitungswerkzeuge für Arrangement und Notenbearbeitung und erklärt den Import von Audio-Material sowie die Erkennung einer Melodie.

Fazit. Das mit "Melodyne" realisierte Verfahren ist mit Fug und Recht als revolutionär zu bezeichnen. Erstmals wird es möglich, in monophones Audio-Material einzugreifen und Notenwerte, -längen und Phrasierungen individuell zu bearbeiten. Um das Tool, als Midi-Erkennung von monophonem Audio-Material zu verwenden, ist allerdings einiges an Nachbearbeitung notwendig. Semi-professionelle Anwender werden sich vor allem über die Möglichkeit freuen, ihre (monophonen) Loops künftig komfortabel und individuell bearbeiten zu können.


Wertung: 8 von 10 Punkten

+ Einfache Bearbeitung monophoner Tracks
+ Unterstützt High-End-Files (192KHz, 32bit)
+ Konsistente Integration in bestehende Studio-Umgebungen
+ Deutsche Version mit ausführlichem Handbuch
– Midi-Export erfordert viel Bearbeitung
– Umständlicher Registrationsprozeß (Registration basierend auf Seriennummer *und* Ethernet-Hardware)
– Relativ teuer


Profil

Software/Version: Melodyne 2.6 (getestete Version: 2.5.0.6)
Hersteller: Celemony Software GmbH, München
Plattformen/Anforderungen: Windows 98/SE/ME/XP (Pentium , AMD K6-2, 16bit SVGA 1024x768), Mac OS 9 und X, mindestens 128MB RAM und 400MHz-Prozessoren
Preis: 319 Euro ("Melodyne cre8"), 599 Euro ("Melodyne studio edition")
Vertrieb: Umfangreiches Händlernetz (siehe Web-Site des Herstellers), Web-Shop
Weitere Informationen: www.celemony.com/melodyne/

 

Werbung